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Zero Tolerance

Einigen Menschen geht es in diesem Land offensichtlich nicht besonders gut nach dem österreichischen Sieg beim Eurovisionssongcontest, hat doch eine Person gewonnen, die man nicht so richtig festmachen kann. Diesen Leuten ist es schon vorher nicht so gut gegangen, allerdings nicht nur wegen der österreichischen Vertretung für den Songcontest, sondern wohl insgesamt. Wenn jemand oder etwas nicht exakt in eine Schublade passt und kategorisiert werden kann, liegen die Nerven blank. So etwas verunsichert. Und gleichzeitig ist es wunderschön, wenn anhand solcher Anlässe die wahren Ängste der Menschheit ans Tageslicht kommen. Einige Länder, die im Gegensatz zur österreichischen Kandidatin noch mitten in der Suche nach sich selbst sind, sprechen vom Untergang der EU, was diese als großes Kompliment sehen darf, müsste man sich doch wirklich die Frage stellen, was alles man falsch macht, würden die politischen Führungen solch merkwürdiger Regierungen dieser Nationen eine_n selbst für eine tolle Erscheinung halten. Das ist schon einmal eine wunderbare Konsequenz aus allen Reaktionen über den Songcontest: Die Euphorie und die Begeisterung sind ebenso wie die schlimmsten und niveaulosesten Kommentare als Komplimente zu nehmen.

Allerdings sollte noch ein Schritt weitergegangen werden. Toleranz klingt viel zu freundlich, zu fragend. Vielmehr muss es sich um bedingungslose Akzeptanz handeln, welche einzufordern ist. Ohne Wenn und Aber. Bedingungsloses Annehmen und bedingungsloser Respekt vor allen Menschen. So einfach ist das. Das Problem mit grundsätzlichem Respekt allen Menschen gegenüber wird aus zu erwartenden Ecken lauthals formuliert, das gehört dazu wie das Amen im Gebet. Von dort wird ganz offenherzig ausgesagt, dass man nicht wisse, wer oder was das sein soll, sicherheitshalber mit einer ausreichenden Portion Abfälligkeit. Tief muss die Angst hier sitzen, diese Leute sind nicht zu beneiden. Gleichzeitig offenbaren Anlässe wie dieser auch kleine und große Überraschungen, die sehr reinigend sind, gibt es doch Erscheinungen, die im Gegensatz zur Siegerin des Songcontests nicht wirklich durchschaubar sind, aber insgesamt offensichtlich ausreichend blöd, um die Klappe nicht zu halten und damit die eigenen Sympathiewerte mit Schallgeschwindigkeit in den Keller zu torpedieren. Selbst angetreten beim Songcontest, hat einer wohl ein Problem, dass eine „Kunstfigur“ dort gewonnen hat, noch dazu mit einem nicht selbst geschriebenen Song, so was aber auch. Der Rest der Kritik muss nicht wiederholt werden, ist sie doch so ausgesprochen dumm, dass sein Protagonist nun endgültig als vollkommene Witzfigur übrigbleibt. Die noch dazu nicht wirklich singen kann, im Übrigen. Dafür hat er jetzt viele Fans aus dem schönen rechten österreichischen Lager, herzliche Gratulation dazu, vielleicht fühlt er sich dort ohnehin wohl, Häuptling Hohle Nuss wäre dann nicht mehr alleine auf dieser Bühne. Hinterher war alles nicht so gemeint, von der Politik will er sich nicht vereinnahmen lassen, vielleicht hat der Herr Kollege nun gelernt, dass man nicht immer reden muss beim Denken, vor allem dann, wenn man insgesamt damit nicht sehr weit kommt. Mit dem Denken nämlich.

Es wurde sogar vernommen, dass sich Menschen für Österreich genieren würden für die Kandidatin. Wie es nach dem noch dazu überzeugenden Sieg aussieht wäre interessant zu erfahren. Gerne wird im Erfolgstaumel von unseren Leistungen gesprochen, während beispielsweise das Fussballnationalteam eine WM-Qualifikation ganz alleine nicht geschafft hat. Ganz alleine können solche abstrusen Erscheinungen wie die österreichische Kandidatin natürlich auch keine Kinder kriegen und, noch schlimmer die Vorstellung, auch welche haben, da werden vollkommen zerrüttete und gewalttätige heterosexuelle Ehen lieber ein wenig zu wenig beobachtet als ein paar nicht heterosexuelle überhaupt in Erwägung bezogen, wie es kürzlich von einer Vertreterin unter anderem der katholischen Kirche zu hören war. Um Verdrehung der Aussagen von Seiten der homosexuellen Vertreter_innen handelte es sich laut der Vertreterin der biologischen Familienlogik in einer Diskussion, wo diese zwar tatsächlich unterrepräsentiert war im Rahmen ihrer Wahrnehmung, aber in welcher die Homosexuellen- und Transgendervertretung eine Eleganz, Gelassenheit und Sachlichkeit an den Tag gelegt hat, die ihres- und seinesgleichen sucht. Nebenbei gibt es in diesem Land einen einzigen Fussballer, der wirklich Furore macht und blöderweise nicht als lupen- und rassenreiner Austrogermane durchgeht, was zumindest zu jener Konsequenz geführt hat, dass ein alter und wahrscheinlich enden wollend kluger Mann nicht für die EU-Wahl antreten kann, wir setzen alles ganz schnell in den Konjunktiv, damit Unschuldsvermutungen gelten können. Archive bemühen wir auch noch einmal, hat doch ein pensionierter ORF-Journalist, der warum auch immer aus seiner Pension, die wir uns alle verdient hätten, retour geholt wurde, einst gemeint, dass für ihn angesichts der Fleisch gewordenen Drohung eines schwarzen Präsidenten namens Obama ein schwarzer Präsident für ihn selbst wohl nicht vorstellbar wäre, ohne dafür richtige verbale Prügel zu beziehen. Zum Glück darf der arme Mann sein Ausgedinge hier in unserer austrogermanischen Insel der Seeligen verbringen. Wenn er das nicht im schrecklichen multikulturellen Melting Pot von Wien machen will, wird er seine Rente, die zu einem Teil bereits von Zweit- und Drittgenerationsmigrant_innen mitfinanziert wird, bestimmt in einer rassisch autarken alpinen Gegend fristen können, die er gefunden haben müsste, sollte er sich noch an die Funktion der Recherche in seiner beruflichen Tätigkeit erinnern können. Das ist nicht lange her. Dort, im Rassenreinheitsidyll, hätte er das sagen können. In einem öffentlich-rechtlichen Sender niemals. Gäbe es eine intakte öffentlich-rechtliche Öffentlichkeit überhaupt. Gäbe es überhaupt ein Korrektiv. Gibt es nicht. Brauchen wir nicht. Österreich leistet sich nach wie vor, keine Statistiken zu führen über den Bedarf von Immigration, seit Jahrzehnten, seit jenen Jahrzehnten, in denen die ersten Menschen aus der Türkei und aus dem damaligen Jugoslawien nach Österreich gekommen sind, die nichts anderes gemacht haben, als unseren Wohlstand aufrecht zu erhalten und weiter zu bringen. Das war der Grund, warum unsere Nachbarn hier sind. Warum sie hierher gekommen sind. Seit fünfzig Jahren reden wir nicht mit ihnen.

Randgruppen existieren nur im Kopf, denkt sich ein Schlaumeier. Randgruppen sind aber im echten Leben meist die Bausteine von unappetitlichen Wahlstrategien. Weg damit. Und das Grinsen vielleicht entschärfen, damit die/der Durchschnittsverbraucher_in nicht auf die Idee kommt, dass da jemand was nimmt, was vielleicht nicht erlaubt ist, weil das Grinsen doch so breit und die Augen so weit aufgerissen sind, dass man meinen könnte, dass da was eingenommen wird, was nur Randgruppen usw. usf.

(c) Foto: Gugganij - From Wikipedia, the free encyclopedia - Saint Wilgefortis in the diocesan museum of Graz, Austria....




[Kolumne/Walter Schaidinger/16.05.2014]





    Kolumne/Walter Schaidinger


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